Auf dem Pilgerweg von St. Leonhard nach St. Justinus

Am Samstag trafen sich Teilnehmer der Pilgerexerzitien im Oktober vor dem Haus am Dom in Frankfurt. Kurz nach neun Uhr morgens ging es im Dom los und Pfarrer Sauer gab uns den Pilgersegen. Es war ein besonderes Erlebnis, alleine im Dom zu beten und zu singen.
Durch die Altstadt laufend, bewunderten wir bei schönstem Sonnenschein die sich im Bau befindenden neuen Häuser der Altstadt rund um den Römer. Dieser strahlte in der Morgensonne wie frisch gestrichen und erschien vor dem blauen Himmel wie ein Postkartenmotiv.
In St. Leonhard angekommen konnten nicht in die Kirche, da diese gerade langwierig renoviert wird. So blieb uns nichts anderes übrig, als am Denkmal für die Jakobuspilger inne zu halten. Mit ein paar Worten zum Jakobusportal in St. Leonhard und die Geschichte der alten der Kirche, machten wir uns den Jakobusmuscheln folgend Richtung Santiago de Compostela auf. Wir liefen über die Alte Mainzer Gasse, Saalgasse und Weckmarkt zur Fahrgasse, wo wir den Main über die Alte Brücke überquerten. Der Blick auf die Frankfurter Skyline ist atemberaubend. Am Sachsenhäuser Ufer und Schaumainkai pilgerten wir zum Eisernen Steg. Diesen unterquerten wir und liefen weiter am Flohmarkt und dem Platz des Museumsuferfestes vorbei. Immer weiter Richtung Westen unterquerten wir den Holbeinsteg und die Friedensbrücke. In Höhe der Uni-Klinik führte der Weg, oder besser der „Camino“ wie es bei den Jakobusfreunden heißt, über den Bürgersteig des Theodor-Stern-Kais bis kurz nach der Main-Neckar-Brücke. Danach liefen wir vorbei am Ruderverein Niederrad zum Ufer des Mains bis zur Autobahnbrücke entlang. Dort beginnt ein schön angelegter Rad- und Wanderweg durch die Überflutungswiesen des Mains. An der Staustufe Griesheim hielten wir eine kleine Rast, tranken und aßen eine Kleinigkeit. Wir machen uns Gedanken darüber welche Ladung die Schiffe wohl haben, die an uns vorbeigleiten. Manche waren bis zur Reling ‘abgetaucht’
Juan las ein anonymes Pilgerbebet, welches in der Kathedrale Lluc auf Insel Mallorca an der Wand geschrieben steht.
Weiter ging es flussabwärts bis zur Schwanheimer Brücke. Der Jakobsweg wechselt hier auf die Niederseite rechts des Mains weiter bis Höchst, da die Jakobusgesellschaft Hessen, die den Weg ausschildert, nicht versichern kann, dass die Fähre bei Höchst immer fährt. Nun war aber Samstag, ein sonniger Tag im Sommer und wir wussten, dass die Fähre heute fährt. So haben wir ab der Schwanheimer Brücke den Weg links des Mains genommen und sind diesen bis zur Fähre in Höchst gepilgert. An der Fähre hatten wir einen zweiten ‘Postkarten-Flash‘. Die Justinuskirche mit der Stadtmauer und dem Höchster Schloss strahlten im Sonnenlicht. Die Fahrt mit der Fähre war zwar sehr kurz, kostete aber nicht viel und machte uns alle viel Spaß.
Durch das Höchster Zolltor laufen wir in den Höchster Schlossplatz ein. Doch nein! Noch sind wir nicht am Ende. Zuerst gilt es, uns in der Justinuskirche uns bei unserem unsichtbaren Begleiter zu bedanken. Unser Pilger-Leitwort entliehen wir Matthäus (Mt 18,20)
Pfarrer Sauer, der die Kirchenschlüssel (!!) den ganzen Weg mitgeschleppt hatte, öffnete die Kirche. Im Inneren war es sehr kühl und aufgeheizt von der Sonne, war es innen doch etwas frisch. Wir versammeln uns rund um den Altar, Pfarrer Sauer segnete unsere kleine ‘Pilgerbox’, sprach einige Gedanken zu unserer geplanten Fahrt nach Santiago de Compostela und mit dem Vaterunser beenden wir die kleine Andacht. Danach erklärte er uns ein wenig die Kirche und das Ostmanninsche Kreuz, welches in St. Justinus, im Antonius Altar, zur Schau gestellt ist.
Zum Schluss stempelten wir noch unsere ‘Credenciales’ (Pilgerausweise) mit dem Stempel unserer Heimatkirche.
Mit einem kleinen Umtrunk auf dem Schlossplatz beschlossen wir unser ‘Probepilgern’.

(c) 2016 Bilder, Juan A. Andrés