Vorbereitungsseminar für „Hospitaleros Voluntarios“
vom 15. – 17.03.2013 in Limburg an der Lahn
Am Freitag, den 15.03.2013 trifft sich im winterlichen Limburg an der Lahn eine Gruppe von 19 Personen, die sich bisher nur in wenigen Ausnahmen begegnet sind, zu einem für Jeden nicht alltäglichen Treffen. Es sind junge und ältere Teilnehmer aus der ganzen Bundes-Republik – und Paula aus Helsinki. Alle haben sich in einem längeren Prozess schon mit der Thematik beschäftigt und sich mit großer Vorfreude zu dieser Veranstaltung angemeldet.
Sie sind sich fremd und doch nicht fremd, denn alle haben etwas Gemeinsames:
„Ein großes Interesse am Pilgerwesen, speziell auf dem Jakobsweg“.
Dabei haben viele schon jahrelange Erfahrungen auf den verschiedensten Wegen des „Camino Santiago“ gesammelt. So sind nach der ersten Begrüßung, einem „Socken-Camino“ mit intensiver Bodenhaftung und einem „Augen-Gruss“ mit Abklatschen unterwegs, sehr schnell die ersten Hemmschwellen des gegenseitigen Kennenlernens überwunden.
Mit Hilfe von „Kunis-Fragen“ teilen wir persönliches von uns mit und können auch neugierig unser Gegenüber befragen. Zum Glück hat Roland die gute Idee nach einer knappen Stunde die Fenster zu öffnen und so die „Sockenluft“ in die Natur zu entlassen.
Natürlich wird auch ernsthaft an der Thematik der Veranstaltung gearbeitet und so erleben wir sehr intensive Stunden, in denen uns die beiden Seminarleiter mit Geschick, Gespür und einer abwechslungsreichen Methodik begleiten. Dabei sind die Einstimmungsphasen für den beginnenden Tag, welche von Ludwig und Juan sehr eindrucksvoll gestaltet werden, schon ein Beispiel, eine Hilfestellung und ein Fingerzeig für eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder eines Hospitaleros auf dem Camino, nämlich einer gemeinsamen Besinnung, Andacht oder Meditation mit den Pilgern.
Als erfahrene Pilger auf den unterschiedlichsten Jakobswegen ist uns zwar das Herbergswesen nicht unbekannt, aber bald werden wir auf der anderen Seite des Anmeldetisches sitzen und müssen dann wissen, was zu tun ist. So ist das tägliche Handwerkszeug eines Hospitalero/a ein längeres Thema unserer Gesprächsrunden, der Tagesablauf wird intensiv besprochen. Fragen und Antworten wechseln sich ab, es geht lebhaft zu und die konzentrierte Anstrengung wird durch die kaum zu befriedigende Neugier überdeckt. Dabei gibt es manchen Lacher, wenn Carola und Rolf beim Rollenspiel eine zusätzliche Regieanweisung einbauen, die aber Ludwig, dem dritten Mitspieler vorenthalten wurde und diesen zum spontanen Improvisieren nötigen.
Bald bekommt die Thematik aber eine andere Richtung an, denn Kuni lenkt unseren Blickwinkel immer intensiver auf den Pilger und dabei auf das Individuum „Mensch“.
Hier wird es nun spannend, denn jetzt geht es um das Wichtigste bei unserem zukünftigen Einsatz: „Die Betreuung eines Fremden, der Obdach sucht, der Essen und Trinken benötigt, der Fragen hat, der medizinische oder seelische Hilfe braucht, der einen Rat erbittet, oder ein offenes Gesicht und ein offenes Ohr sucht“.
Jeder Pilger hat einen Grund diesen Weg zu gehen, jeder trägt etwas mit sich- ein Schuldgefühl, ein gravierendes negatives Erlebnis, die Last einer Krankheit, einen Schicksalsschlag, eine größere oder kleinere Last, aber auch eine Dankesstimmung, die ihn auf dem Weg begleitet.
Jeden dieser Pilger soll der „Gastgeber in der Herberge“ so empfangen, dass dieser sich willkommen und aufgenommen fühlt. Dass er erwartet wird, dass er keine Last für den Hospitalero/a darstellt und diesen grundsätzlich mit Jedem und Allem konfrontieren kann, was ihn bedrückt aber auch erfreut. Es wird an dieser Stelle aber auch auf Stresssituationen eines Hospitalero/a hingewiesen und erläutert, wie wichtig es ist, sich auch zu entlasten und zurückzunehmen.
Erfreulicherweise können wir bei einem Spaziergang am Samstagnachmittag einmal durchatmen und dabei die Altstadt von Limburg kennen lernen. Da wir uns in einer Bischofsstadt befinden, lenken wir unsere Schritte in Richtung Dom, wo uns Schwester Claudia zu einer Domführung erwartet. In ihrer freundlichen, kompetenten Art bringt sie uns das Bauwerk näher, wobei wir die Raumfülle und die Helligkeit des Doms beim Rundgang auf der Orgelempore besonders genießen.
„Ein guter Hospitalero/a sein“ – ein hoher Anspruch, aber mit Gottes und Santiagos Hilfe wird es uns gelingen. Dabei kann uns zusätzlich ein einfacher Satz von Heribert helfen, der lange in unserem Ohr nachklingen möge: „Macht euch keine Sorgen“!
Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an unsere „Hospitaleras“ in der Jugendherberge Limburg. Sie sind bereit uns auch nach 22Uhr noch einen Nachttrunk zu servieren und beeindrucken uns mit Ihrem freundlichen und zurückhaltenden Auftreten.